Lebenslauf - 1949 - 1990 Vater der Tätowierung und Tattoolegende

1949 - 1990

Vater der Tätowierung und Tattoolegende


Erst mit 30 Jahren aus Krieg und sowjetischer Kriegsgefangenschaft 1949 zurück gekehrt widmete Herbert Hoffmann sich ganz der Tätowierung. Sofort liess er sich von einem Amateur tätowieren, dann von Christian Warlich in Hamburg, Burchett in London, Tatovör Ole in Kopenhagen, Albert Cornelissen in Rotterdam  und vielen anderen mehr.
Herbert Hoffmann hatte genug Talent und eine riesengrosse Begeisterung fürs Tätowieren und tätowierte sehr bald erst mit Hand, später mit Maschinen.
Ihn interessierten nur tätowierte Menschen, und er sprach sie an, lernte sie kennen und wurde ihnen ein zuverlässiger Freund. Er durfte sie photographieren und schrieb auf, was sie in ihrem Leben durchgemacht hatten. Sie wollten alle noch mehr tätowiert sein, hatten jedoch nicht das Geld, um dazu nach Hamburg zu fahren. Zu ihrer Freude liessen sie sich von Herbert Hoffmann tätowieren; er tätowierte immer gratis. Zehn Jahre tätowierte Herbert Hoffmann zumeist Rentner, die sich schon zwischen 1900  und 1930 hatten tätowieren lassen und viele einfache Arbeitsleute ohne Bezahlung zu nehmen.
Christian Warlich sagte ihm, dass er sich gern einen anständigen Tätowierkollegen in seiner Nähe wünsche, denn ihm wurde es zu viel, seine Gäste in seiner Arbeiterkneipe zu bedienen und zugleich seine Kunden zu tätowieren.
Herbert Hoffmann kaufte 1961 das Tätowiergeschäft von Paul Holzhaus am Hamburger Berg 8. Es war ein Abenteuer, denn das Tätowieren war noch immer sehr verrufen und geächtet und die Nachfrage gering. Herbert Hoffmann wusste nicht, ob er vom Tätowieren werde leben können und war entschlossen, tags im Hafen zu arbeiten und abends zu tätowieren.
Christian Warlich, König der Tätowierer,  schickte seine Tätowierkunden zu Herbert Hoffmann mit den Worten: „Geh’ zu meinem Kronprinzen, der macht es ebenso gut!“
In seinem Enthusiasmus fürs Tätowieren war Herbert Hoffmann bemüht, das Tätowieren zu Akzeptanz und gesellschaftlicher Anerkennung zu bringen. Er war genügsam, anspruchslos, bescheiden, fleissig, zuverlässig und vertrauenswürdig. Seine Tätowierkunden kamen immer wieder und brachten neue mit. Die Öffentlichkeit und die Medien wurden auf ihn aufmerksam und schon am 3. Juni 1963 war er Gast bei Robert Lemke im ‚Heiteren Beruferaten’.
Der König der Tätowierer Christian Warlich starb am 27.2.1964. und Herbert Hoffmann gab ihm das Letzte Geleit. Willy Spiegel und Stephan Albrecht hatten ihre Tätowiergeschäfte
geschlossen, und Herbert Hoffman war der einzige Tätowierer in Deutschland und gab seinem Geschäft den Namen: „Herbert Hoffmann - Älteste Tätowierstube in Deutschland“.
In Frankfurt etablierte sich Horst Streckenbach mit einem Tätowiergeschäft und in München Helmut Birnbaum. Herbert-Hoffmann-Schüler waren Eddy, der in Nürnberg  ein Tätowiergeschäft eröffnete und Tobias in Stuttgart.
Für Herbert Hoffmann war es eine Erfüllung, wenn Menschen bis ins hohe Alter ihre Freude an Tätowierungen behalten haben: er belohnte sie, indem er weiterhin Rentner gratis tätowierte. Dennoch war seine kleine Tätowierstube eine ‚Goldgrube’ und die erste Adresse zumindest in Deutschland, aber auch für Schweizer, Österreicher und Italiener. 
1968 schrieb Karl Hermann Richter aus Brambach bei Bad Bellingen und bat, Fotos von Tätowierten zu sehen. Herbert Hoffmann schickte ihm nach und nach seine ganze Sammlung. Dann brach die Postlager-Verbindung ab und Richter schrieb einen Abschiedsbrief an Herbert Hoffmann: das Leben habe für ihn keinen Sinn mehr, und er wolle sich das Leben nehmen.
Herbert Hoffmann telefonierte ihm zur Kunststofffabrik Staufen und bot ihm kostenfreie Aufnahme in seiner Hamburger Wohnung an bis er  einen Neuanfang gefunden habe.
Erst der zweite Fluchtversuch glückte, und Richter stand zu Weihnachten 1970 vor der Tür Hamburger Berg 8 nur mit leichter Aktentasche und dem, was er am Leibe hatte. Wenn er mehr hätte mitnehmen wollen, wäre die Flucht nicht gelungen, sagte er.
Bis 1973 arbeitete Richter in einer Firma in der Wendenstrasse und wohnte unentgeltlich bei Herbert Hoffmann. Dann wurde er arbeitslos, und Herbert Hoffmann lehrte ihn das Tätowieren. Richter war sehr zögerlich und begann erst um 1974 damit, Farbflächen auszufüllen. Herbert Hoffmann hat ihn entlohnt und seinen Urlaub immer grosszügig mit zumeist DM 10.000,-- finanziert,  weil er die jeweiligen Reisen auch für seine Schwester, Frau Olga Hüber und ihre Tochter Irmgard Hüber zu bezahlen hatte.
Herbert Hoffmann hatte 1980 gerade das  Rentenalter erreicht, als er die einmalige Chance erhielt, ein Haus in der Schweiz zu erwerben, das er aber Auflagen gemäss bewohnen musste.  Er übergab das sehr florierende Tätowiergeschäft unentgeltlich an Richter, damit der sich finanziell ‚gesund stossen’ könne. Herbert Hoffmann hat niemals um Auskünfte über den weiteren Geschäftsverlauf gebeten noch Pacht für die Benutzung des Inventars und der Tätowiereinrichtung, noch ein sonstiges Entgelt verlangt oder erhalten!
Um 1983 drängte Richter, sich auch zur Ruhe zu setzen, und Herbert Hoffmann bot seinem Neffen E.G. Götz die Nachfolge an. Er glaubte, in seinem Verwandten die Gewähr für die Aufrechterhaltung seiner Wohnungen zu haben, die Götz ihm auch zugesagt hatte. Das war wichtig, weil Herbert Hoffmann eine „Bewilligung zum erwerbslosen Aufenthalt“ nur für jeweils ein Jahr bekam und auch damit rechnen musste, dass sie einmal nicht erteilt würde und er dann nach Hamburg zurück kehren müsste.
Herbert Hoffmann kannte den Neffen zu wenig, der sich nach einer abgebrochenen Maurerlehre bei der Bundeswehr auf 4 Jahre bis 1983 verpflichtet hatte. Er hat niemals und schon gar nicht seit 1979 tätowiert oder bei Herbert Hoffmann als Tätowierer gearbeitet.
Richtig ist, dass Herbert Hoffmann ihm den Umgang mit den Tätowiergeräten gezeigt und ihm eine komplette Tätowierausrüstung mitgegeben hat, damit der Neffe zu Hause üben und lernen solle. Nachdem seine Frau arbeitslos geworden war, kam Götz am 14. Januar 1984  nach Hamburg und Richter übergab ihm Herbert Hoffmanns Tätowiergeschäft. Mit dem vollkommen eingerichteten Geschäft, dem grossen Stamm treuer und zufriedener Kunden, dem werbewirksamen Firmennamen „Herbert Hoffmann - Älteste Tätowierstube in Deutschland“,  zwei von H. Hoffmann komplett modernisierten Altbauwohnungen zum monatlichen Billig-Mietpreis um  200,-- DM hat Götz ein Riesenvermögen kostenlos erhalten!
1985 hat Herbert Hoffmann noch das ganze Mietwohnhaus in bester St.Pauli-Lage gekauft und es Götz übereignet. Nicht ein einziges mal hat Götz sich dafür bedankt. Als er nun Hauseigentümer war, hat er Herbert Hoffmann aus dem Hause terrorisiert und schliesslich – ohne Grund und Anlass – mit der Polizei aus dem Hause weisen lassen!
Schriftliche Beweise für diesen umfangreichen Sachverhalt liegen bei Herbert Hoffmann vor.
Es ist unwahr, wenn Götz in „Flammend’ Herz“ schreibt, dass Herbert Hoffmann ihn zwingen und von ihm irgend etwas verlangen würde, was er nicht tun könne. Herbert Hoffmann hat noch nicht einmal von ihm gewünscht noch verlangt, dass er als sein Tätowiernachfolger  sich auch tätowieren lassen möge. Wohl hat Herbert Hoffmann ihm eine Liste gegeben von Tätowierkunden, die ihre Tattoos im Vertrauen zu Herbert Hoffmann schon ganz bezahlt hatten aber noch nicht fertig waren. Er hat Götz aufgetragen,  diese bereits bezahlten Tätowierungen fertig zu stellen.
Später hat Herbert Hoffmann einige dieser Kunden wieder getroffen und von ihnen gehört, dass Götz für die Fertigstellung doch noch Bezahlung verlangt und zu Unrecht Geld genommen hat.
Herbert Hoffmann lebt seit 1981 in der Schweiz, rund 1000 Km von Götz entfernt!
Wie und was soll er von Götz verlangen oder gar erzwingen können?
Ebenso abwegig ist es, wenn er von einem Generationskonflikt spricht. Alle wissen, die Herbert Hoffmann kennen, dass er vom Kind bis zum Greis mit Menschen aller Alterschichten sich sehr gut versteht,
Den Streit hat Götz mutwillig vom Zaume gebrochen: weil er zu stolz ist, seinem Onkel  einen Dank auszusprechen, macht er eben Krieg mit ihm!
Auch auf diese Art kann man sich einer Dankesschuld entziehen!
In dieser Zeit hätte Herbert Hoffmann sich gewünscht, dass sein langjähriger Freund Karlmann Richter, der sehr viel Gutes von ihm empfangen und vor dem Selbstmord bewahrt hatte, ihm nur moralischen Beistand gewährt hätte; dann nämlich hätte Götz nicht in dieser Form gegen seinen Onkel vorgehen können.
Wenn Karlmann Richter der Onkel von Götz gewesen wäre, hätte Herbert Hoffmann das treulose Verhalten noch verstehen können. Herbert Hoffmann sieht im treulosen Verhalten von Karlmann Richter einen Verrat an der fünfzehnjährigen Freundschaft.

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